Zu Ostern wird Unmögliches möglich: Eier werden bunt, Hasen legen Eier oder dürfen sie wenigstens ausliefern. Eigentlich ein harter Job für den Osterhasen, oder? Da wird er doch als ein Tier geboren, dass mit Eiern nun herzlich wenig zu tun hat und dann gestaltet er damit seine Lebensaufgabe. Ist Ihnen aufgefallen, dass wir Menschen das Osterhasen-Syndrom auch gerne (aus)tragen?
Wir werden geboren – vielleicht mit einem Lebensziel, das wir zu Anfang nicht kennen und erst im Laufe der Jahre herausfinden werden – und beginnen uns recht früh zu fragen: was erwarten die anderen von mir? Was ist notwendig, um hier mitspielen und dazugehören zu können? Wir rutschen dabei gelegentlich in Rollen und Aufgaben, die unserem eigentlichen Wesen nicht immer entsprechen. Und schon sind wir im Osterhasen-Syndrom gefangen. Wir beginnen angestrengt, die Eierlege- und Eieraustrag-Technik zu erlernen, zu üben und zu praktizieren. Dass wir dabei eigentlich einen Hühner- oder Postboten-Job übernehmen, ist uns zunächst oft nicht klar. Erst wenn Dinge beschwerlich werden, nicht wirklich leicht von der Hand gehen, Kraft kosten, werden wir aufmerksam. Wir strengen uns mächtig an und sind dennoch noch lange kein Huhn, jedenfalls kein gutes. Und als echter Hase sind wir nicht sichtbar.
Auf dem Sterbebett befragt, was sie am meisten bedauern im Leben, sagen viele Menschen: nicht genug Mut gehabt zu haben, wirklich das eigene Leben zu leben. In dem Bestreben, die Erwartungen anderer zu erfüllen und zugewiesene Rollen auszufüllen, verlieren wir den Blick für uns. Und wenn es dann beschwerlich wird, suchen wir gerne die Fehler im Außen, bei den anderen. Die Eier sind definitiv Schuld daran, dass es so schwer ist, sie zu legen.
Wenn Sie auch gerade mit den Eiern hadern, warum steigen Sie nicht aus der Osterhasen-Rolle aus und hören auf, Hühner kopieren zu wollen? Entscheiden Sie sich jetzt, in Ihrem und im Leben anderer nachhaltig als echter Hase wirken und Ihren Platz einzunehmen. Das ist gar nicht so schwer. Ein paar Fragen können beispielsweise helfen:
Wo bin ich im Osterhasen-Modus gefangen? Welche Rolle spielen ich, für die ich nicht geboren wurde? Wer bin ich wirklich? Was macht mich aus? Als welche Art von Hase bin ich geboren? Was entspricht meiner Persönlichkeit und wo haben mich Erziehung, Beziehung und andere Einflüsse von außen eine Osterhasen-Rolle annehmen lassen, die vielleicht anfangs hilfreich, jetzt jedoch eher hinderlich geworden ist?
Entscheiden Sie sich, ein echter Hase zu werden und die verschiedenen Osterhasen-Rollen abzulegen. Eine nach der anderen. Schritt für Schritt. Und lassen sie bitte die Hühner diejenigen Jobs machen, die die viel besser können als Sie.
Frohe Ostern Ihnen und Ihren Lieben!
Übrigens: unsere Optionen für den Osterhasen-Ausstieg finden Sie u.a. hier und im Veranstaltungskalender.