Vielleicht haben Sie gerade im Internet Claudia Wissemann gesucht und sind hier gelandet. Wo ist Frau Wissemann geblieben? Nun, Sie sind im Prinzip schon richtig. Nur, dass Frau Wissemann jetzt Frau Sieber heißt. Zum Anfang des Jahres habe ich meinen Geburtsnamen wieder angenommen. Ein kleiner Schritt für eine Frau, aber ein großer Schritt für ihre Entwicklung? Keine Ahnung – wir werden es gemeinsam beobachten.

Glaubt man den alten Römern und der lateinischen Redensart „nomen est omen“ – „der Name ist ein Zeichen“ oder freier übersetzt „der Name ist Programm“, dann tragen wir förmlich unsere Eigenheit oder unsere Lebensaufgabe mit unserem Personalausweis herum. Also wie heißen Sie? Und was ist Ihr Programm?

Claudia bedeutet u.a. „die Lahme, die Hinkende“. Ich gebe zu, es gab schon die eine oder andere Phase in meinem Leben, in der ich das Gefühl hatte, dass ich im übertragenen Sinn ein Bein hinter mir herziehe. Oder für meine eigenen Ansprüche nicht schnell genug bin, mit manchen Dingen ganz schön lahme. Wenn das so ist, dann wird sich daran nicht viel ändern, denn mein Vorname bleibt mir ja erhalten. Aber der Nachname ist neu, oder besser gesagt alt. Meinen angeheirateten Familiennamen habe ich mit Respekt und Dankbarkeit zurückgegeben. Und nicht zuletzt bleiben auch lustige Erinnerungen wie z.B. an eine Zeit, als wir in England als „the three wise men“ (eigentlich: die heiligen drei Könige) angekündigt wurden. Ein echter Schenkelklopfer!

Warum ist für manchen (meistens allerdings die Frau) die Frage nach dem Familiennamen bei der Heirat eine so schwierige Entscheidung? Wenn Frauen heiraten, nehmen Sie in Deutschland immer noch mehrheitlich den Nachnamen des Ehemannes an, komplett oder als Doppelnamen.

Unsere Familiennamen zeigen, wohin wir gehören, sie signalisieren Zugehörigkeit. Die, die den gleichen Nachnamen tragen, gehören zu einer „Sippe“ – sie gehören zusammen, innen fühlbar und außen sichtbar.

Die Römerinnen im Altertum dagegen behielten Ihren Geburtsnamen, ebenso die Ägypterinnen, die Germaninnen und in mehr als 100 Ländern weltweit ist es auch heute noch keine Frage, dass Frauen nach der Heirat noch so heißen, wie sie geboren wurden. „Der Geburtsname eines Menschen ist Ausdruck der Individualität und Identität“, sagt der Beschluss des Karlsruher Verfassungsgerichts aus dem Jahr 1991. Darauf gründen einige Frauenbewegungen ihren Anspruch auf freie Entwicklung Ihrer eigenen Identität und bekämpfen alle Strömungen, die die Übernahme des männlichen Ehenamens fordern.

Ist die Abgabe des Geburtsnamens mit Selbstaufgabe zu bewerten und davon auszugehen, dass wir uns dabei in emotionale, ökonomische und sonstige Abhängigkeit begeben?

Diese Frage sollten Sie sich selbst beantworten, ich lehne eine Pauschalisierung hier ab. Ich bin überzeugt, das weibliches (Selbst)Bewusstsein viele Facetten haben darf und nicht nur an einem Kriterium gemessen werden kann.

Mich persönlich hat die Frage, inwieweit der Name die eigene Individualität beeinflusst, lange Zeit beschäftigt. Mit der Heirat habe ich freiwillig und aus eigenem Entschluss den Namen Wissemann als Namen meines Mannes angenommen. Mir war wichtig, auch nach außen hin zu zeigen, was und wer da eigentlich zusammengehört. Ich gebe zu, in den Jahren danach habe ich meinen Geburtsnamen an der einen oder anderen Stelle schon mal vermisst, doch es war und blieb irgendwie logisch und schlüssig. Jedenfalls für mich, andere mögen und dürfen das ganz anders sehen. Genauso reif und klar war die Entscheidung jetzt für mich, meinen Geburtsnamen wieder anzunehmen und ich bin sicher, Sie werden sich schnell daran gewöhnen.

„Back to the roots“, zurück zu den Wurzeln, zu dem, woher ich komme und was mich wirklich ausmacht? Wir werden sehen. Ich freue mich drauf und bin gespannt.

Herzlichst Ihre
ex Claudia Wissemann

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